Trennung verarbeiten: Wie du das Beziehungsende überstehst
Langjährige Beziehungen können enden – und dieses Ende nimmt einen oftmals schwer mit. Der geteilte Alltag, die große Liebe und alles, was dazu gehört, scheint urplötzlich fort zu sein. Wie geht man damit nur am besten um?
Die Bindung zu einem geliebten Menschen aufgeben zu müssen, schmerzt. Und das durchaus wortwörtlich. Im Laufe einer Beziehung schüttet der Körper regelmäßig und zahlreich Bindungs- und Glückshormone aus. Endet die Beziehung, endet zunächst auch diese Ausschüttung. Wir sind wie auf Entzug, fühlen uns unglücklich, schwermütig und sehen keinen Hoffnungsschimmer am Horizont.
Dazu kommen oft noch Grübeleien über das Beziehungsende oder, wenn die Beziehung im Schlechten auseinander ging: Wut. Alles zusammengenommen belastet den Körper extrem. Manche Verlassenen verlieren jeden Appetit, andere kompensieren die entstandene Leere mit übermäßig viel Essen oder Sport.
Dieser Effekt trifft übrigens auch diejenigen, die die Beziehung beendet haben. Denn nicht immer ist die Trennung einseitig. Oft genug gesteht sich lediglich einer zuerst ein, dass die Beziehung keine Zukunft mehr hat und die Liebe längst verschwunden ist. Das macht die Trennung nicht unbedingt leichter – für keinen der Beteiligten.
Der erste Schritt: Kontaktsperre
Je länger die Beziehung andauerte, desto schwieriger ist es oft, allein zurecht zu kommen. Teilen sich beide die Wohnung oder das Haus, kann vielleicht übergangsweise eine Regelung gefunden werden, wie man sich möglichst wenig sehen muss. Manche Paare gehen sich tageweise aus dem Weg, andere kommen spontan bei Freunden unter.
Wer noch nicht zusammen wohnte, kann sich da noch etwas besser gegen den anderen abgrenzen. Dann gilt striktes Kontaktverbot, und zwar auf allen Kanälen!
Sprich:
- Auf Facebook und anderen sozialen Netzwerken muten, ganz entfernen oder gleich blockieren.
- Gemeinsame Freunde und Bekannte bitten, keine Neuigkeiten vom Ex weiterzutragen.
- Handynummer löschen oder per App-Wächter verhindern, dass sie in schwachen (alkoholisierten) Momenten doch gewählt wird.
- Vorläufig gemeinsame Lieblingskneipen, Bars oder Ähnliches meiden.
Jede Begegnung – ob virtuell oder auf der Straße – kann den Trennungsschmerz verstärken. Am Anfang ist es deshalb oft sinnvoller, dem gleich und konsequent aus dem Weg zu gehen. Überwiegt die Neugierde, ob die oder der Ex direkt einen neuen Herzensmenschen hat? Die Antwort darauf befriedigt zwar die Neugierde, führt bei „Ja“ aber zu noch mehr Schmerz und Wut. Das „Nein“ dagegen befeuert innere Rachegelüste und die Hoffnung, die- oder derjenige möge lange allein bleiben und ähnlich leiden wie man selbst. Beides ist weder hilfreich noch unterstützt es den Bewältigungsprozess nach der Trennung!
Sind durch die Trennung auch gemeinsame Kinder betroffen, ist die Kontaktsperre in der Regel keine Option. Auf der Elternebene müssen beide Beteiligten dann weiterhin zusammenarbeiten, auch wenn sie die/den andere/n möglichst gar nicht mehr sehen wollen. Was hier hilft:
- Vor den Kindern gar nicht zur Partnerin/zum Partner äußern, insbesondere nicht zur neuen Flamme, falls vorhanden!
- Notwendige Organisationsgespräche möglichst knapp, kurz und schriftlich festhalten.
- Wenn die Trennung besonders schmerzhaft war und der Umgang der Kinder mit dem anderen Elternteil nicht unterbrochen werden soll, können je nach Alter der Kinder vielleicht auch Verwandte oder Freunde die „Übergabe“ übernehmen, bis sich die Lage etwas beruhigt hat:
Liebeskummer überwinden: So besser nicht!
Der erste Impuls, um Liebeskummer direkt nach einer Trennung zu überwinden, ist oft, den Kummer in Alkohol zu ertränken – oder sich am Ex-Partner/der Ex-Partnerin zu rächen. Beides ist natürlich keine gute Idee. Es existieren aber noch weitere Übersprungshandlungen, die den Schmerz nach der Trennung vergessen lassen sollen:
- Tattoos oder Piercings stechen lassen
- Haare ab, färben oder den Stil in anderer Form völlig verändern
- Job kündigen und alle Brücken zum bisherigen Leben abbrechen
- One-Night-Stands
- Frustkäufe
- Online-Stalking des Ex-Partners/der Ex-Partnerin
Natürlich ist es eine sehr gute Idee, nach dem ersten überwundenen Frust all die Dinge nachzuholen, die mit dem Ex/der Ex aus verschiedenen Gründen nie gingen. Vielleicht, weil sie Bergwandern wirklich doof fand oder er lange Haare sexy fand. Dann ist die nächste Bergtour mit feschem Kurzhaarschnitt garantiert aufmunternd! Aber frisch im Anschluss an die Trennung sollten solche Übersprungshandlungen besser nochmal überdacht werden. Die Frage lautet hier im besten Falle immer: „Will ich das WIRKLICH? Oder will ich es vor allem, weil die/der Liebste es auf jeden Fall hassen würde?“
Tipps gegen den Trennungsschmerz
So manchem Verlassenen hilft es, sich strikt an Listen und Aufgabenpläne zu halten, um die Tage ohne den geliebten Menschen besser durchzustehen und nicht in wütenden Gedanken zu versinken. In dem Fall ist sowohl produktiv als auch hilfreich:
- Unbedingt klären: Wer bleibt bei gemeinsam genutztem Wohnraum in der Wohnung, wer zieht aus?
- Gemeinsame Verträge für Strom, Internet usw. auflösen oder ummelden
- Vorhandene Versicherungen ummelden oder neu abschließen
- Gemeinsame Konten trennen oder eigenes Konto eröffnen und die/den Liebsten aus eigenen Sparkonten entfernen
- Bei Bedarf Beratungstermine bei Familienberatungsstellen oder regionalen Ansprechpartnern ausmachen, wenn durch die Trennung Wohnung oder Lebensunterhalt auf dem Spiel stehen
Weder Nerv noch Energie dafür? Freunde oder Familienangehörige können diese organisatorischen Angelegenheiten zumindest vorbereiten, beim Raussuchen der Unterlagen unterstützen oder mit dem Ex-Partner verhandeln. Für eine Scheidung muss außerdem unbedingt das entsprechende Trennungsjahr inklusive räumlicher Trennung eingehalten werden. Solche Formalitäten lassen sich auch nicht aufschieben, bis der erste Trennungsschmerz vergangen ist!
Darüber hinaus sind auch diese Dinge wirklich ratsam:
- Reden! Mit Freunden, der Familie oder anonym im Parship-Forum. Niemand muss Liebeskummer allein durchstehen!
- Bewegung an der frischen Luft, einzeln oder mit Freunden, beruhigt die Nerven und ist ein guter Ausgleich für negative Gedanken
- Freunde oder Familienangehörige treffen
Erfahrungsgemäß trauern Männer wegen der Trennung oft anders als Frauen. Sie sprechen seltener und sehr viel später mit engen Freunden oder der Familie über ihren Schmerz und neigen eher dazu, ihre Gefühle zu überspielen. Dafür leiden sie allerdings im Durchschnitt auch deutlich länger.
Frauen neigen dagegen eher dazu, schon kurz nach dem Beziehungsende über Gründe und Ursachen zu spekulieren. Sie äußern ihre Gefühle oft wesentlich unverblümter – und sind meist auch etwas schneller wieder so weit, die Trennung zu verarbeiten.
Ganz klischeehaft sollen durchaus auch Heulabende mit Eiskrem, Liebesfilmen und dem rituellen Verbrennen ehemals geschätzter Liebesbeweise wie Liebesbriefen oder Ähnlichem helfen.
Die beste Hilfe: Sich selbst Zeit geben
Trauer braucht in jedem Falle Zeit, um zu vergehen. Sie verschwindet nicht völlig, aber lässt doch spürbar an Intensität nach. Und Liebeskummer ist in vielen Bereichen eine Form der Trauer. Betrauert wird der Verlust der gemeinsamen Zukunft, die man sich so innig gewünscht hat. Oder das Vertrauen, das so schmerzlich gebrochen wurde. Bei langen Beziehungen spielt es auch oft eine Rolle, wie viel Zeit und Mühe bereits in die Beziehung investiert wurde – und alles war scheinbar umsonst!
Nichts davon vergeht binnen weniger Tage. Jeder nur denkbare Grund für eine Trennung verursacht tiefe Gefühle und Schmerzen. Die Zeit zur Heilung ist nicht verschwendet. Sie bietet auch die Chance, begangene Beziehungsfehler genauer unter die Lupe zu nehmen: Welcher Fehler hat die/der Ex begangen?
- Welche ich selbst?
- Was ist mir künftig in Beziehungen besonders wichtig?
- Welche Eigenschaften oder Verhaltensweisen landen künftig auf einer roten Liste?
- Wie kann ich mich in einer Beziehung klarer verhalten?
Hat man die Trennungsphasen erst alle durchlaufen, sind Herz und Kopf auch wieder bereit für neue Begegnungen. Ob sich daraus die große Liebe entwickelt, wird sich zeigen.