Beziehung beenden: richtig Schluss machen
Manchmal ist es unumgänglich, eine Beziehung zu beenden. Dieser bedeutende Schritt ist nie leicht zu gehen, sondern sehr schmerzvoll – sowohl für denjenigen, der sich trennt als auch für den Verlassenen. Obwohl oder gerade weil die Trennung ein ohnehin sehr schmerzlicher Prozess ist, gilt es, diesen so einfühlsam und schonend wie möglich zu vollziehen. Der folgende Text versteht sich als kleine Hilfestellung, dem Noch-Partner den Trennungswunsch so behutsam wie irgend möglich nahezubringen.
Irgendwann kommt man an einem Punkt an, an dem die Beziehungsprobleme überhand nehmen und trotz aller Bemühungen kein harmonisches Zusammensein mehr möglich ist. Der Entschluss zur Trennung ist zwar nicht leicht, manchmal jedoch die beste Entscheidung, die man treffen kann: Denn sobald die Liebe mehr Frust und Leid als Glück stiftet, ist der Zeitpunkt gekommen, an dem es das Vernünftigste ist, die Beziehung zu beenden.
Dinge, die bei einer Trennung berücksichtigt werden sollten
Eine allumfassende und perfekte Anleitung zur idealen Trennung existiert nicht: zum einen, weil es kein entsprechendes „Ideal“ gibt, zum anderen, weil eine Trennung so einzigartig und individuell sein sollte, wie es die vorhergehende Beziehung war. Was für einen Menschen zutrifft, kann für einen anderen vollkommen fehl am Platz sein. Daher sollten die jeweiligen Bedürfnisse des Noch-Partners berücksichtigt werden, ebenso, wie die eigene Persönlichkeit. Die folgenden Ratschläge beziehen sich daher auch nicht auf Formulierungshilfen oder konkrete Inhalte – denn niemand kann Empfehlungen geben, wie das, was gesagt werden will, auszudrücken ist. Die folgenden Tipps sollen vielmehr dabei helfen, die richtige Haltung zum Schluss machen und zum Noch-Partner zu entwickeln:
Den Anderen spüren lassen, dass etwas nicht stimmt
Der Wunsch danach, die Beziehung zu beenden, kommt nur in den seltensten Fällen plötzlich. Zumeist denkt man längere Zeit darüber nach, wägt ab. Irgendwann hat man die Entscheidung für sich gefällt und teilt es dem Anderen mit. Es erfordert unglaublich viel Mut, dem Partner mitzuteilen, dass man über eine Trennung nachdenkt oder sich seiner Gefühle nicht sicher ist. Immerhin besteht die Möglichkeit, dass sich nach wenigen Tagen oder Wochen alles wieder einrenkt, sodass es völlig umsonst gewesen wäre, den anderen in seine Gedanken einzuweihen. Diese Handlungsweise ist vollkommen nachvollziehbar, allerdings sollte der Andere trotzdem irgendwie spüren können, dass etwas nicht stimmt. Denn nach einem romantischen Wochenende, an dem augenscheinlich alles perfekt war, gesagt zu bekommen, dass die Beziehung keinen Sinn mehr mache, ist schier unerträglich! Daher sollte schon vor der Trennung auf Authentizität im Handeln gegenüber des Partners geachtet werden, da der Schock für diesen sonst noch größer wäre, als er ohnehin schon sein wird.
Sich überlegen, wie man es selbst würde gesagt bekommen wollen
Zugegebenermaßen, dieser Ratschlag erscheint ziemlich simpel – er ist allerdings auch sehr effektiv. Denn man sollte sich stets überlegen, wie man sich selbst in der Rolle des Gegenübers fühlen würde. Diese Form der Perspektivenübernahme kann dabei helfen, die richtigen Worte zu finden. Daher kann es nicht schaden, sich vorab schon Gedanken darüber zu machen, wie das finale Gespräch letztlich ablaufen könnte und wie man sich selbst fühlen würde, wäre man den eigenen Worten ausgesetzt.
Sich persönlich und in einem geschützten Rahmen trennen
Eigentlich sollte dies selbstverständlich sein. Per SMS, E-Mail oder Anruf Schluss zu machen ist respektlos. Der Mensch, den man vormals geliebt hat, sollte es einem wert sein, sich der unangenehmen Trennungssituation direkt auszusetzen und dann Rede und Antwort zu stehen. Freilich mag eine kurze Mitteilung für einen selbst wesentlich leichter von der Hand gehen – für den Empfänger jedoch ist es ein tiefer Schlag in die Magengrube. Daher immer das persönliche Gespräch suchen! Respektvoll und höflich ist zudem, die Unterredung in einem geschützten Rahmen abzuhalten: bestenfalls alleine in privaten Räumlichkeiten. In einem Café, bei der Arbeit oder auf einer Party würde es den Verlassenen in eine schlimme Situation bringen, der er sich zudem nur schwer entziehen könnte. Eine Trennung durchzumachen ist schon schwer genug, dies muss nicht vor den Augen und Ohren anderer geschehen!
Zeit nehmen und Zeit geben
Eine Beziehung mal eben in der Mittagspause zu beenden sollte nicht das Ziel sein. Dies wäre dem Verlassenen gegenüber äußerst unfair. Wer das Gespräch mit dem Noch-Partner sucht, sollte daher tunlichst genug Zeit mitbringen. Dies ermöglicht, ausführliche Gespräche zu führen, Fragen zu beantworten und vor allem, dem Verlassenen die Zeit zu geben, die er braucht. Unter Umständen hat dieser kurz das Bedürfnis sich zurückzuziehen, ehe er weitersprechen kann. Auch Tränen, die ein Gespräch temporär unmöglich machen, sind nicht auszuschließen; daher besser Zeit mitbringen und diese gerne zur Verfügung stellen.
Impulse des Anderen respektieren
Wer gerade von seinem Partner verlassen wird, kann unter Umständen nicht mehr klar denken. In Anbetracht der Tatsache, dass dieser gerade der Leidtragende ist, sollte also etwas nachsichtiger gehandelt werden. Eventuelle Wutausbrüche, vielleicht sogar Beschimpfungen oder Impulse zur Flucht sollten daher respektiert werden und nicht Anlass geben, einen Streit zu beginnen. Auch hier kann es helfen, sich in die Lage des Anderen zu versetzen – so fällt es leichter nachzuvollziehen, warum dieser gerade tut, was er eben tut. So sollte auch eine Weiterführung des Gesprächs nicht erzwungen werden, wenn sich der Noch-Partner nicht imstande sieht, weiter zuzuhören oder gar etwas zum Gespräch beizutragen.
Ehrlich sein
Da vermutlich jeder schon einmal verlassen wurde, kennt jeder die typischen Floskeln:
- „Du verdienst jemand besseren!“
- „Die Arbeit nimmt mich gerade voll in Beschlag, ich habe leider keine Zeit für eine Beziehung.“
- „Ich bin gerade an einem Punkt in meinem Leben angekommen, an dem ich mich um mich kümmern und selbst finden muss.“
- „Es liegt absolut nicht an dir; ich bin das Problem!“
- „Wir wollen einfach zu verschiedene Dinge im Leben.“
Derartige Begründungen vermitteln das Gefühl, nicht einmal einen vernünftigen Grund wert zu sein, sondern nur eine/r von vielen zu sein. Um dem Noch-Partner diesen Eindruck zu ersparen, ist es wichtig, ehrlich zu sein und sich die Mühe zu machen, zu begründen, warum die Beziehung in den eigenen Augen keinen Sinn mehr macht. Natürlich sind die Gründe hierfür oft ähnlich oder entsprechen gar einer der Floskeln. Dennoch ist es jeder wert, diese zumindest anhand personalisierter Beispiele begründet zu bekommen.
Vorwürfe außen vor lassen; in Streitsituationen das Gespräch aufschieben
Bisher mag es den Eindruck erwecken, dass der Verlassene stets im Recht und derjenige, der die Beziehung beendet, der Böse ist. Natürlich ist dem nicht so. Allerdings ist der Verlassene in gewisser Hinsicht benachteiligt, weshalb seine Bedürfnisse bei der Trennung nicht außen vor gelassen werden sollten! Es wird daher gewiss viele Situationen geben, in denen der Verlassene maßgeblich dazu beigetragen hat, dass die Beziehung ins Nichts lief. Dennoch sollte man selbst das Niveau aufrechterhalten und sich während des finalen Gesprächs nicht in Vorwürfen zergehen, sondern vielmehr sachlich argumentieren. Sollte eine Unterhaltung in Streit münden, ehe zum Kern vorgedrungen werden konnte, ist es wohl besser, die Trennung für sich zu vertagen. Denn aus einem Streit heraus die Beziehung zu beenden, bleibt einem selbst schlecht in Erinnerung und ist auch für den Anderen keine gute Sache.
Zu seiner Entscheidung stehen
Während des Trennungsgesprächs kann es passieren, dass einem beim Anblick des Anderen Zweifel überkommen. Unter Umständen trägt der Noch-Partner nicht unwesentlich dazu bei, indem er um Entschuldigung oder eine zweite Chance bittet, an besonders schöne Momente erinnert oder nahezu fleht, es sich noch einmal zu überlegen. Natürlich sind Zweifel berechtigt und auch das Eingeständnis, übereilt gehandelt zu haben. Allerdings sollten solche Gedanken nur dann in Erwägung gezogen werden, wenn sie noch lange Zeit nach dem finalen Gespräch aufkommen und man ernsthaft darüber nachdenkt, einen Rückzieher zur machen. Nur aus der Situation heraus schwach zu werden, würde beim Anderen falsche Hoffnungen erzeugen und langläufig für noch mehr Herzschmerz sorgen. Daher ist es wichtig, zu einer getroffenen Entscheidung zu stehen, um dem Noch-Partner keiner unnötigen Ambivalenz auszusetzen.
Sabrina Sailer arbeitet als freie Redakteurin und befasst sich seit mittlerweile 10 Jahren intensiv mit Familien- und Partnerschaftsthemen. Ihren Traummann hat sie 2004 online kennen- und lieben gelernt. Seitdem sind sie zusammen und leben mit den gemeinsamen Kindern im Grünen. Häufigster Streitpunkt: Wer seinen Kaffee morgens zuerst aus der Maschine lassen darf.