Kuscheln ist gesund und fördert die Paarbindung
Der Mensch hat von Geburt an ein grundlegendes Bedürfnis nach körperlicher Nähe. Babys beispielsweise entwickeln schwerwiegende Verhaltensstörungen, wenn sie nur gefüttert und mit dem nötigsten versorgt werden, ohne dabei Liebe, Zuwendung und körperliche Nähe zu erfahren. Eine Studie dieser Art als Hinführung für das Thema „Kuscheln“ zu nennen, ist zwar brutal, unterstreicht aber dessen Bedeutung: Körperkontakt ist für uns Menschen wichtig, damit wir uns gesund entwickeln und ein zufriedenes Leben führen können. Der folgende Beitrag möchte sich daher etwas ausführlicher mit dem Kuscheln beschäftigen und beleuchten, ob die Aussagen, wonach Streicheleinheiten glücklich machen, auch wissenschaftlich stichhaltig sind.
Die schönste, unkomplizierteste Nebensache der Welt
Kuscheln geht immer – in jeder Hinsicht. Gerade ob dieser Einfachheit unterschätzen viele die Wirksamkeit von Kuscheln. Manch einer interpretiert schon eine etwas längere Umarmung als Kuscheln, wohingegen ein anderer es mit dem Vorspiel vor dem Sex gleichsetzt; manch andere reduzieren es auf etwas, das zwischen Liebenden passiert. Tatsächlich jedoch ist Knuddeln noch um vieles facettenreicher als das. Es kann unglaublich intensiv sein und Zuneigung stiften; es kann harmlos sein und bleiben, muss also nicht zwangsläufig in Sex münden; zudem ist die körperliche Zuwendung zwischen verschiedenen Menschen möglich, zwischen Freunden, Familienmitglieder oder gar Fremden.
Und vor allem: Kuscheln ist nicht auf das heimische Sofa und das „eng aneinander gekuschelt“ daliegen beschränkt. Es funktioniert im Zug, im Auto (sofern beide Beifahrer sind), auf einer Parkbank, im Café, beim Picknick, im Kino … eben einfach überall. Das ist sein entscheidender Vorteil gegenüber Sex, der, insofern sich Paare an gesellschaftliche Konventionen halten möchten, nicht unbedingt überall funktioniert. So sollte es einige Probleme verursachen, wenn Partner an den oben aufgelisteten Orten übereinander herfallen möchten. Kuscheln zwei Menschen, zieht das zwar auch die Blicke auf sie, dann aber eher von wohlwollenden Kommentaren wie „Ach sieh nur, wie süß die beiden sind“ begleitet.
Von free hugs (kostenlosen Umarmungen) und Kuschelpartys
Dass körperliche Zuwendung in der bisher beschriebenen Form auch zwischen Nicht-Paaren möglich ist, ist nicht weiter verwunderlich. Auch Freundinnen können gemeinsam auf dem Sofa liegen und kuscheln, ohne ihnen gleich lesbische Ambitionen unterstellen zu müssen. Gleiches gilt für eine Großmutter und ihren Enkel, eine Mutter und ihre Tochter oder Geschwister. Dass so vielseitig mit anderen Menschen geknuddelt wird, zeigt doch, wie wichtig es für uns Menschen ist. Wir suchen den Kontakt zu anderen und genießen ihn. Aus diesem grundlegenden Bedürfnis heraus wurde auch der Trend der Kuschelparty geboren. Hier erhalten einander völlig Fremde die Möglichkeit, stundenlang miteinander zu kuscheln – sexuelle Absichten spielen dabei keine Rolle, es geht einzig und allein darum, einander nah zu sein.
Damit dem Kuschelvergnügen nichts im Wege steht, empfehlen Veranstalter sogar bequeme Kleidung. Auf einer Liegewiese, wie sie aus Kindergärten bekannt ist, tummeln sich dann viele Erwachsene, die einfach miteinander daliegen und kuscheln. Zugegeben, das ist etwas befremdlich, verdeutlicht aber, wie ausgeprägt das Bedürfnis für viele Menschen ist. So sieht man auch immer mal wieder ähnlich Gesinnte, die auf der Straße, auf einem Plakat gratis Umarmungen anbieten und so sich selbst und anderen die Möglichkeit geben wollen, sich in den Arm zu nehmen und Zuneigung zu spenden.
Kuscheln stärkt die Bindung zwischen Liebenden
Am meisten wird aber wohl in Beziehungen gekuschelt – zumindest in denen, die innig genug sind. Für viele mag Sex der Gipfel der körperlichen Vereinigung darstellen, in gewisser Hinsicht stimmt das auch, aber dennoch: Kuscheln kann noch intensiver sein – emotional gesehen. Wohingegen beim Miteinanderschlafen auch immer ein gewisses Triebverhalten mitschwingt, ist das Kuscheln völlig davon befreit. Immerhin ist das Ziel des Schmusens nicht, in Ekstase zu geraten und Orgasmen zu haben, sondern wird um seiner selbst willen ausgeführt. Eben weil es schon von Geburt an in unseren Grundbedürfnissen verankert ist und unserem Gehirn Nähe, Zuneigung und Verbundenheit suggeriert.
Entsprechend muss es nicht zwangsläufig nur das Sexleben sein, über das sich Paare definieren; auch das „Kuschelleben“ ist sehr bedeutsam und sollte gepflegt werden. Um Inspiration zu liefern, haben sich bisher schon einige Autoren mit dem Thema auseinandergesetzt. So ist beispielsweise ein Buch mit dem Titel „Kuschelsutra“ entstanden (wohl in Anlehnung an das indische Kamasutra, in welchem verschiedene Sexstellungen beschrieben sind). Entsprechend stellt das Pendant für das Schmusen verschiedene Positionen vor, in denen ausgiebig gekuschelt werden kann. Wer also dachte, Schmusen heißt nur sich zu umarmen oder nebeneinanderzuliegen – weit gefehlt, das war längst nicht alles: Für verschiedene Anlässe und Orte werden in diesem kleinen Büchlein Empfehlungen gegeben.
- Wie knuddelt es sich am besten auf der Straße?
- Was tun, wenn die Liebste traurig ist?
- Wie lässt man seinen Partner am besten Zuneigung zukommen?
- Wie kann man am gemütlichsten aneinander gekuschelt einschlafen?
- In welchen Kuschelpositionen lässt es sich am schönsten miteinander kommunizieren?
Auf all diesen Fragen möchte das kleine Büchlein als „Hommage an die Zärtlichkeit“ (so die Subline) Antworten liefern.
Egal, ob frisch verliebt oder in einer Langzeitbeziehung: kuschelt!
Wer knuddelt, ist sich nah und kann sich auf das Wesentliche konzentrieren: auf den Partner und sich selbst. Man spürt Nähe, erfährt Liebe und ist nicht abgelenkt, sondern bewusst in der Situation und beim Gegenüber. Kuscheln bedeutet auch, sich Zeit füreinander zu nehmen, sich bewusst dafür zu entscheiden, bei seinem Partner zu sein und für ihn da zu sein.
Das ist eine schlichte Geste, die eine bedeutsame Wirkung erzielen kann. Gerade Männern sollte das bewusst sein. Glaubt man den Klischees, sind sie als das starke Geschlecht dem Kuscheln weniger zugetan als Frauen. Für alle, auf die das zutrifft: Der Partnerin zuliebe sollte man sich auch dieser Form der körperlichen Zuwendung öffnen. Denn Tatsache ist, dass es der Beziehung gut tut und auch den beiden am Schmusen Beteiligten.
Was sagt die Wissenschaft?
Kuscheln fühlt sich nicht nur intuitiv gut an, es tut dem Körper auch tatsächlich gut. Der Körperkontakt sorgt dafür, dass Hormone ausgeschüttet werden, beispielsweise Endorphine. Diese sind gemeinhin als Glückshormone bekannt und sorgen dafür, dass unsere Stimmung steigt und wir uns besser fühlen. Somit macht Kuscheln glücklich. Zudem wird ein Hormon freigesetzt, das sogar nach dem Prozess benannt ist, der es produzieren kann: Oxytocin oder auch das Kuschel- beziehungsweise Liebeshormon. Es ist in seiner Wirkung unschlagbar, da es wesentlich zu einem gesunden Leben beitragen kann.
Es kann dabei helfen, Stress abzubauen, es wirkt beruhigend und entspannt. Auch hilft es dabei, besser mit Ängsten umgehen zu können, es senkt die Schmerzempfindlichkeit und stärkt sogar das Immunsystem. Wer also seinem Partner ab und an ein paar liebevolle und zärtliche Streicheleinheiten zukommen lässt, hilft ihm dabei, gesund zu leben. Nicht umsonst lassen wir uns gerne in den Arm nehmen, wenn wir traurig oder ängstlich sind, oder aber unter Stress stehen, weil die Arbeit uns den letzten Nerv raubt. Sich dann in den Armen des geliebten Menschen wiederzufinden, lässt alles Übel gleich wesentlich weniger bedrohlich wirken.
Fazit zum Kuscheln
Kuscheln ist romantisch und verbindet. Es macht glücklich und entspannt. Es stärkt die Bindung, schafft Zuneigung und unterstützt die Liebe. Kuscheln ist wunderbar, weshalb absolut nichts dagegen spricht, jetzt den Computer herunterzufahren oder das Handy aus der Hand zu legen, sich den Liebsten, die Partnerin, ein Familienmitglied oder Freunde zu schnappen, und sich einfach mal in den Armen zu liegen und sich eine Portion gute Laune abzuholen. Frohes Knuddeln allerseits!