Beziehungsprobleme: Ursachen erkunden und Probleme überwinden
Keiner möchte sie haben, trotzdem ereilen sie fast jede Partnerschaft ab und an: Beziehungsprobleme. Sie äußern sich ganz unterschiedlich. Mal breitet sich Schweigen zwischen den Partnern aus, mal entzündet selbst die kleinste Frage den nächsten Streit. Hat man die Ursachen für Beziehungsprobleme erst einmal erkannt, lässt sich damit arbeiten – und meistens auch zurück zu einer harmonischen und glücklichen Beziehung finden.
Beziehungsprobleme: Eine unvollständige Ursachenliste
Beziehungskrisen entzünden sich oft an den gleichen Konfliktpunkten:
- Alltagstrott
- Haushalt und Aufgabenverteilung
- Kinder
- mangelndes Sexleben
- (chronische) Krankheiten und damit einhergehende Belastungen
- finanzielle Sorgen
- Sorgen im Job oder Arbeitslosigkeit
Manche Paare stemmen diese Hotspots relativ einfach. Ihre Geheimwaffe ist in der Regel: Kommunikation. Manchmal kann es auch helfen, sich mit dem Problem selbst ganz genau auseinanderzusetzen.
Alltagstrott
Aufstehen, Frühstück herrichten, sich zur Arbeit schleppen und wieder heimkehren, abends den Haushalt in Ordnung halten und spätestens nach der zweiten Folge der Lieblingsserie auf dem Sofa einschlafen – so kann Alltagstrott aussehen. Und das kann Zündstoff bieten, vor allem wenn der eine abends lieber noch etwas ausginge, der andere aber unter Woche kaum Kraft für Unternehmungen aufbringt.
Die Lösung: Gemeinsam verhandeln, was das absolute Minimum für jeden ist.
- Jede Nacht Party ist zu viel? Vielleicht ist die Afterwork-Hour direkt ums Eck ok.
- Die ganze Woche nur zwischen Arbeit und Wohnung pendeln ist zermürbend, Abwechslung ist nötig? Dann wird ein Tag in der Woche für gemeinsame Unternehmungen reserviert. Mag die Partnerin oder der Partner nicht mit, zieht man vielleicht auch einfach alleine los. Und gönnt dem Daheimgebliebenen entspannende Stunden daheim.
Haushalt und Aufgabenverteilung
Die berühmten herumliegenden Socken, nicht abgewischte Tische, offen gelassene Zahnpastatuben – beim Thema Ordnung scheiden sich die Geister. Manchmal scheiden sich auch Verliebte, die mit der (Un-)Ordnung des Herzensmenschen einfach nicht umgehen können.
Die Lösung: Kompromisse müssen her! Anschuldigungen und Nörgeleien helfen dabei nicht weiter. Die oder der Liebste wird ja sein möglichstes tun, um dem Ordnungssinn des Partners entgegen zu kommen. Wenn trotz aller Ermahnungen das eine oder andere liegen bleibt, so hat das ganz unterschiedliche Gründe. Vielleicht ist der Liebste ein Träumer, der im Kopf längst bei anderen Dingen ist. Da steigt es sich dann auch einfacher über auf dem Boden liegendes, statt es einfach aufzuheben und zu verräumen.
Lösungen könnten auch sein:
- Platz für Unordnung und für Chaos schaffen – letzteres am besten in abschließbaren Räumen
- Verbindliche Absprachen treffen, wer was wann im Haushalt leistet
- Oder den Haushalt auslagern: Putzhilfen können den Konfliktpunkt Haushalt deutlich entschärfen.
Um Argumente zu sammeln, lässt sich im Vorfeld gut eine Strichliste führen. Wer macht den Abwasch? Wer saugt Staub? Wer macht die Termine für Reifenwechsel, Kinderarzt oder Steuer aus? Längere Zeiträume sind wichtig, um einen guten Überblick zu erhalten. Denn manchmal fühlt sich die Belastung viel größer an, obwohl der Herzensmensch seinen gerechten Anteil trägt.
Kinder
Eltern sind laut einer Studie unglücklicher als Paare ohne Kinder. Schuld daran sind die stressigen Umstände, die höheren finanziellen Belastungen, Alltagssorgen und eine mangelnde Vereinbarkeit. Paare finden weniger Zeit, sich intensiv um sich selbst zu kümmern. Stattdessen dreht sich alles um die Kinder – bis es zu spät ist und man sich kaum noch etwas zu sagen hat.
Die Lösung: Paarzeit schaffen!
- Unterschiedliche Erwartungen und Erziehungsansichten anerkennen: Jeder macht es auf seine Weise – vielleicht anders, als man es sich selbst vorstellt. Kinder profitieren von Eltern, die ihnen unterschiedliche Ansichten bieten und zeigen, wie man Kompromisse aushandelt.
- Kleine Freiräume im Alltag schaffen, die sich nicht nur um die Kinder drehen, aber leichter zu organisieren sind wie ein ganzes kinderfreies Wochenende. Morgens Kaffee in Ruhe, um den Tag und die Woche zu besprechen, kann kleine Wunder wirken.
Bleiben Paare ungewollt kinderlos, sind die fehlenden Kinder oft ebenfalls Ursache für Beziehungsprobleme. Paarcoaches raten Partnern in dieser Situation, diesen Konflikt ganz offen anzusprechen. Mögliche Fragen können dann beispielsweise sein:
- Was verändert sich in unserer Zukunftsplanung, wenn wir keine Kinder bekommen können?
- Gibt es Alternativen wie Adoption oder künstliche Befruchtung, um den Kinderwunsch vielleicht doch noch möglich zu machen?
- Können wir – als Paar – gemeinsam eine Lösung finden oder ist eine Trennung die einzige Lösung?
- Kann ich – falls die Kinderlosigkeit an einem Partner hängt – die „Schuld“ vergeben?
Unbewusste Schuldzuweisungen beeinträchtigen eine Beziehung nachhaltig. Es wichtig und sehr sinnvoll, eigene Schuldgefühle oder Zuweisungen auszusprechen – auch wenn es extrem schmerzhaft ist.
Mangelndes Sexleben
Ja, es trifft natürlich oft die Paare, die bereits Kinder haben. Aber auch kinderlose Paare geraten irgendwann in die Beziehungsphase, in der die körperliche Anziehungskraft abnimmt. Plötzlich kann man die Finger voneinander lassen und kommt auch gut ohne permanente Nähe aus.
Die Lösung: Das Bedürfnis nach Nähe ist nicht immer gekoppelt an den Wunsch nach Sex. Ist es wirklich die mangelnde Leidenschaft, die Beziehungsprobleme schafft oder vielleicht doch eher die fehlende Nähe? Letztere lässt sich durchaus wiederaufbauen!
- Rituale einführen: Morgens mit einem Kuss verabschieden, den Partner vor dem Schlafengehen umarmen, unterwegs mal wieder Händchen halten. Das stärkt die Bindung und stillt den Hunger nach mehr Zuwendung und Nähe.
- Gemeinsame Zeiten, wie abends vor dem Fernseher oder morgens beim ersten Kaffee, für Nähe und Körperkontakt nutzen. Selbst dichtes beisammensitzen auf der Couch füllt den Kontaktspeicher wieder auf.
Ist Nähe nicht das Problem, sondern ganz real der fehlende Sex, bleibt oft nur eine ausgiebige Gesprächsrunde. Manche Paare holen sich dafür auch externe Unterstützung, um mangelnder Lust auf den Grund zu gehen. Vor allem Stress und Sorgen, aber auch hormonelle Veränderungen und gesundheitliche Einschränkungen können die Ursachen dafür sein.
(Chronische) Krankheiten und Einschränkungen
Manche Paare finden bei voller Gesundheit zueinander, um dann durch chronische Krankheiten oder Unfälle unerwartet vor schweren Belastungen zu stehen. Wie bei ungewollter Kinderlosigkeit auch steht und fällt alles mit der Frage: „Können wir die Situation so annehmen, wie sie ist?“
Die Lösung: Strategien entwerfen, wie man miteinander und der neuen Lebenswirklichkeit umgehen kann. Dazu zählen auch externe Hilfen oder Pflegekräfte, wenn die Pflege die oder den Partner über die Belastungsgrenzen hinaus fordert.
Finanzielle Sorgen
Streit über Geld ist eines der häufigsten Beziehungsprobleme. Es ist auch einer der Gründe, warum sich Paare immer stärker voneinander entfernen. Ein Partner gibt zu viel Geld aus, der andere ist zu geizig – oder es gibt schlicht nicht genug in der Haushaltskasse, um Monat für Monat gut versorgt zu sein.
Die Lösung: Klassisches Kosten-Controlling kann hier helfen.
- Genaue Einnahmen- und Ausgabenlisten erstellen – und beide Partner haben darin und in den aktuellen Kontenstand Einsicht.
- Gemeinsame Konten für gemeinsame Ausgaben wie Miete, Nebenkosten oder Essen.
- Getrennte Konten für eigene Angelegenheiten, zum Sparen oder bei speziellen Hobbies.
Wenn eigentlich gar kein Grund für Geldsorgen besteht, lautet die eigentliche Frage oft: „Warum gibst du unser Geld nicht für sinnvolle Dinge aus?“
Paare mit sich widersprechenden Finanzwünschen können sich auch „Taschengeldkonten“ anlegen. Von dem darauf geparkten Geld darf sich der einzelne leisten, was sie oder er mag – der oder die andere darf dann auch nicht über zu hohe Kosten oder unsinnige Ausgaben meckern.
Gerade wenn Paare zusammenziehen und eine Familie gründen, verschiebt sich das Gleichgewicht beim Einkommen schnell. Immer noch geht in der Regel die Frau in Karenz und versorgt die gemeinsamen Kinder, ihr Einkommen reduziert sich drastisch. Unbewusst kann die Anspruchshaltung beim Vollverdiener entstehen, er müsse die Ausgaben kontrollieren oder regeln.
Diese Art der Regulierung betrifft dann ganz schnell viele weitere Bereiche in der Beziehung – und aus der gleichberechtigten Partnerschaft wird eine, in der beide Partner nicht mehr das finden, was sie einst gewollt hatten.
Sorgen im Job oder Arbeitslosigkeit
Die Vorgesetzten machen Druck, in der Firma wird umstrukturiert oder die befristete Stelle ist dann doch ausgelaufen. Sorgen im Job belasten nicht nur den Partner, sondern oft auch gleich die ganze Beziehung.
In dieser angespannten Position entzünden sich viel schneller und heftiger Streits – und es kriselt in der Beziehung.
Die Lösung: Ein erster Schritt wäre, die eigentliche Konfliktursache zu beheben. Nun sind Jobwechsel nicht immer ganz einfach und auch eine neue Arbeitsstelle ist nicht immer sofort gefunden. Gemeinsam mit dem Partner die bedrückende Situation zu besprechen, kann trotzdem helfen. Auch radikale Lösungen durchzusprechen, wie
- bisherige Arbeitsstelle kündigen, ohne Ersatz zu haben
- Ausgabenreduzierung, beispielsweise durch Auto- oder Hausverkauf
bringt dem gestressten Partner Entlastung. Das heißt ja nicht, dass man diesen Weg auch wirklich gehen muss. Das gemeinsame Gespräch und die Lösungsfindung klären oft den Kopf und lassen die Konflikte im Job kleiner wirken. Ist keine kurzfristige Entspannung in Sicht, lautet die Alternative oft nur: Wir schaffen das gemeinsam.
Beziehungsprobleme ansprechen: Eine kleine Kommunikationshilfe
Sätze, die mit „Du hast“ anfangen, verschärfen den Konflikt oft noch. Typischerweise beginnt es mit
- Du hast schon wieder alles liegen gelassen!
- Warum hast du mir nichts gesagt?
- Du hast den Termin vergessen.
- Nie hörst du mir zu!
- Du hast gesagt, du änderst das!
Für ein offenes Gespräch in einer schon angespannten Beziehung ist es hilfreicher, mit klaren Ich-Botschaften zu arbeiten. Es macht auch oft Sinn, eigene Beobachtungen voranzuschicken:
- Mir kommst du sehr gestresst vor. Stimmt etwas nicht?
- Ich habe jetzt mehrfach dein Geschirr in den Geschirrspüler verräumt und ärgere mich dabei jedes Mal, weil ich mir wünschte, du tätest das selbst!
- Ich kann im Moment keine Kritik aushalten, im Job ist der Teufel los. Deine Wünsche kommen bei mir nur mehr als Genörgel an.
- Ich habe dich die ganze Woche lang gar nicht im Arm gehalten, fiel mir heut Morgen auf. Ich vermisse dich und möchte gern mehr Zeit mit dir verbringen!
Die scharfe Anklage verschwindet, der Wunsch nach einer Klärung des Beziehungsproblems wird’s eher erkennbar – und das Gespräch kann ohne direkte Konfrontation starten.